Auch Abwasser ist wertvoll

22.03.2016

Ohne Phosphor kein Leben auf diesem Planeten

Phosphor ist ein essentieller Nährstoff für alle Organismen und eine nicht erneuerbare Ressource, die inbesondere in der Landwirtschaft als Düngemittel benötigt wird (82% Phosphorendverbrauch), während 8 % des weltweiten Phosphorendverbrauches in der Industrie, 7 % in der Futtermittelherstellung und 3 % als Nahrungsmittelzusatz verwendet  wird. Die heute bekannten Reserven, wo Rohphosphat im Tagebau abgebaut wird, sind die Länder Marokko, Irak, China, Algerien, Syrien, Südafrika und Jordanien. Dabei handelt es sich überwiegend um Sedimente, die zunehmend mit Schwermetallen belastet sind. Es wird erwartet, dass die jährliche Fördermenge trotz steigender Nachfrage aufgrund erhöhter Schwermetallkonzentrationen und höherer Energiekosten bei der Aufbereitung der Erze sinken wird. Eine Entkoppelung von diesen Entwicklungen kann durch die Rückgewinnung von Phosphor aus sekundären Quellen gelingen. Dieser Schritt wird von der EU massiv unterstützt und es laufen eine Reihe von Forschungsprojekten. Die Phosphorrückgewinnung aus sekundären Quellen hat bereits in der deutschen und Schweizer Gesetzgebung Fuß gefasst und wird bereits vorgeschrieben. Es bleibt eine Frage der Zeit, bis es im restlichen Europa ebenfalls gefordert wird.

Südtirol importiert jährlich ca. 800 t P2O5 Phospohor, dieser Anteil könnte mit entsprechenden Verfahren aus dem Klärschlamm abgedeckt werden. In der Klärschlammasche auf der Kläranlage Tobl, wo eine Klärschlammtrocknung und –mineralisierung seit 10 Jahren in Betrieb ist, sind 20 % P2O5 Phosphor enthalten. Seit 2006 beschäftigt sich die Betriebsmannschaft mit diesem Thema, eine Reihe von Kleinprojekten, Forschungsprojekten und Studien wurden seitdem gemacht. Das Resultat der wissenschaftlichen Tätigkeiten der Vergangenheit ist nun ein Vorprojekt, das dem Amt für Umweltverträglichkeit zur Stellungnahme vorgelegt worden ist. Da Südtirol sich einen Namen gemacht hat bezüglich Nachhaltigkeit (Umweltpreise, Energie aus Wasserkraft, Biogasanlagen usw.), wäre die Phosphorrückgewinnung eine logische Konsequenz und Südtirol könnte sich hinsichtlich Phosphor unabhängig machen.

Das Thema Energieoptimierung wurde in den letzten Jahren massiv und intensiv studiert. Es müsste theoretisch möglich sein, dass sich die biotechnologischen Fabriken, nämlich die Kläranlagen, weitestgehend unabhängig machen von den Energieversorgern. Die Energie macht in der Regel ca. 20 % des Umsatzes aus und ist großen Schwankungen ausgesetzt. Die verfahrenstechnischen und anlagentechnischen Optimierungen in den lette Jahren haben bewirkt, dass die Anlagen im Pustertal in den letzten 4 Jahren insgesamt 2.400.000 kWh weniger Strom eingekauft haben, wobei die Eigenproduktion im selben Zeitraum um 1.200.000 kWh gesteigert und der Strombedarf um 1.200.000 kWh reduziert werden konnte.

Zum Artikel in den Dolomiten vom 22. März 2016

Ohne Phosphor kein Leben auf diesem Planeten

Klärschlamm-Anlieferung in Tobl