Kläranlage Unteres Pustertal gekippt

24.02.2020

Schwere Betriebsstörung

Die Mitarbeiter der Kläranlage Unteres Pustertal hatten am Montag, den 24. Februar eine schlimme Entdeckung: die Biologie der Kläranlage verbrauchte plötzlich zuwenig Sauerstoff. Dies deutet auf eine schwerwiegende Störung der Bakterien hin, die in der Anlage die schädlichen Inhaltsstoffe des Abwassers 'fressen' und somit das Abwasser reinigen. Für eine Kläranlage ist das ziemlich das schlimmste, was passieren kann.

Schwere Betriebsstörung

Schaum in der Biologie

Biologie vergiftet?

Sofort wurde das Amt für Gewässerschutz informiert und gemeinsam ist man nun auf der Suche nach der Ursache. Das Landeslabor bestätigte die erste Vermutung der Mitarbeiter: beinahe alle Bakterien waren abgestorben oder gehemmt. Als wahrscheinlich gilt nach derzeitigem Wissenstand eine Einleitung eines toxischen Stoffes in die Kläranlage, die die Tätigkeit der vorher schon geschwächten Biologie zum Erliegen brachte.

Biologie vergiftet?

Nachklärbecken getrübt

Grenzwerte überschritten

Aufgrund der geschädigten Mikroorganismen können nun die Abwässer des gesamten Unteren Pustertales nicht mehr ausreichend gereinigt werden. Der Ablauf der Kläranlage überschreitet die Grenzwerte und belastet nun die Rienz mit Schadstoffen. Dieser Zustand dauert nun solange an, bis sich die Bakterien in der Anlage wieder erholt haben und ihre reinigende Arbeit wieder aufnehmen.

Impfschlamm beschleunigt den biologischen Wiederaufbau

Die Mitarbeiter der ARA Pustertal AG können aber noch etwas unternehmen: man bringt eingedickten Überschussschlamm von der ARA Tobl in die Biologie nach Mühlbach. Diese 'gesunden Bakterien' können den Reinigungsprozess schneller wieder in Gang bringen. Trotzdem wird es mehrere Tage brauchen, bis die biologischen Prozesse wieder soweit in Gang kommen, dass der Reinigungsprozess wieder funktioniert.

Impfschlamm beschleunigt den biologischen Wiederaufbau

Anlieferung von Impfschlamm

Update: Giftstoff identifiziert?

Am Freitag, 28.Februar hatte das Landeslabor bereits einen vorläufgen Bericht zur Analyse fertiggestellt. Gefunden wurden hohe Mengen von Tensiden im Zulauf der Kläranlage. Die Konzentrationen von fast 32mg/l an Tensiden im Zulauf ist sehr ungewöhnlich, bei keiner Kläranlage in Südtirol wurde jemals eine solche Menge im Zulauf gemessen und natürlich denken wir, dass dies die Ursache für die Vergiftung der Biologie war.

Woher dieses Tensid stammt und wer der Einleiter ist, lässt sich derzeit nicht sagen, auch ob der Einleiter jemals gefunden werden kann, ist derzeit fraglich.

Unsere Aufgabe liegt nun darin, die Anlage wieder zum Laufen zu bringen und die Grenzwerte wieder einzuhalten. Sofern keine weitere Störung auftritt, dürfte dies gegen Ende dieser Woche (KW10) wieder soweit sein.

Update: Grenzwerte wieder eingehalten

Seit dem 04. März sind die Ablaufwerte wieder innerhalb der Grenzwerte, obwohl es immer noch zu Schaumbildung im Ablauf der Kläranlage kommt. Diese Schaumbildung wird aber in den nächsten Tagen verschwinden, sofern nicht nochmal eine größere Einleitung von Tensiden stattfindet.